Veranstaltung zum 25 jährigen Bestehen des Instituts SÖSTRA

Unter dem Motto „25 Jahre Arbeitsmarktpolitik in Deutschland – Rückblicke und aktuelle Herausforderungen“ beging das Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen am 26. November 2015 im Magnus-Haus am Kupfergraben sein 25 jähriges Jubiläum. Zahlreich waren Gäste und Referenten erschienen, um mit Gründungsmitgliedern wie auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts zu feiern.

Die Vorsitzende des Vereins, Frau Dr. Monika Putzing und der Leiter des Instituts, Herr Dr. Frank Schiemann eröffneten gemeinsam die Veranstaltung. Resümierend wurde festgestellt, dass das Beständigste an der Entwicklung in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten der Wandel in der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik selber war. Was damit im Einzelnen gemeint war, wurde durch die einzelnen Referenten und ihre Fachbeiträge näher thematisiert.

Zu Beginn gab Prof. Lutz Bellmann, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Betriebe und Beschäftigung sowie Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, Einblicke in 25 Jahre Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland aus Perspektive des IAB-Betriebspanels. Anhand einzelner Indikatoren stellte Prof. Bellmann die arbeitsmarktpolitische Entwicklung von Ost- und Westdeutschland im Vergleich vor. Dabei hob er die besondere Bedeutung des IAB-Betriebspanels und die gute Zusammenarbeit mit dem Institut SÖSTRA hervor.

Nach einer kurzen Replik auf ganz persönliche Erfahrungen ging der nächste Referent, Herr Uwe Schulz-Hofen, Leiter der Abteilung Arbeit und Berufliche Bildung in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin, auf die Herausforderungen der beruflichen Bildung und ihrer Förderung im Blickwinkel der letzten 25 Jahre ein. Dabei konzentrierte er sich auf die Besonderheiten der Ausbildungssituation in den 1990er Jahren und deren Wandel im nachfolgenden Jahrzehnt. Herr Scholz-Hofen unterstrich in diesem Zusammenhang den Stellenwert der Analysen des IAB-Betriebspanels und anderer Untersuchungen von SÖSTRA, die als Grundlage für die Auswertung und Weiterentwicklung zahlreicher Vorhaben der Senatsverwaltung dienen.

Einen anderen Fokus setzte Frau Brigitte Scherb, Präsidenten des Deutschen LandFrauenverbandes. Sie berichtete von zahlreichen Projekten, die der Verband gemeinsam mit dem Institut SÖSTRA und anderen Partnern in den vergangenen 25 Jahren umgesetzt hat. Frau Scherb präsentierte die aktuellsten Ergebnisse des kürzlich abgeschlossen Equal-Pay-Projektes, in dessen Rahmen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen im ländlichen Raum näher untersucht worden sind.

Nach einer kurzen Pause sprach Ministerialdirektor Dr. Rolf Schmachtenberg, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, über die Arbeitsmarktpolitik in den 1990er Jahren – Politikinnovationen vor unbekannten Herausforderungen. Am 14. Todestag von Regine Hildebrandt gedachte er ihrer großen Anstrengungen zu Beginn der ostdeutschen Arbeitsmarktpolitik. Dr. Schmachtenberg erinnerte an „eine Wende“ nach der Wende, als nach der großen Aufbruchstimmung die Katerstimmung folgte. Arbeitsmarktpolitische Brücken wurden gebaut, die jedoch zunehmend kein Zielufer fanden. Die 1990er Jahren waren, so betonte er, geprägt von Maßnahmen, die Antworten auf Fragen gaben, die zuvor noch nicht gestellt waren. Mit den Auswirkungen der damaligen Arbeitsmarktförderung insbesondere auf soziale Faktoren setzten sich nur wenige Experten auseinander. Für andere Wege fehlte schlichtweg die Zeit.

Daran anschließend gab Dr. Wilhelm Adamy, Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik im DGB-Bundesvorstand, Einblicke in die Wahrnehmung der Arbeitsmarktpolitik der 2000er Jahre bis in die Gegenwart aus Sicht einer Arbeitnehmernehmervertretung. „Neue Herausforderungen erfordern einen Paradigmenwechsel“ stellte Dr. Adamy fest. Dabei unterlag die Arbeitsmarktförderung in den neuen Ländern einem mehrfachen Paradigmenwechsel. Kritisch hinterfragte er einzelne Erfolge der ab dem neuen Jahrtausend geltenden Arbeitsmarktförderprogrammen des Bundes.

Parallel zur Veranstaltung fertigte die Künstlerin Sophia Halamoda in Echtzeit eine Collage zu den referierten Veranstaltungsthemen an und verblüffte mit ihrer schnellen und präzisen Visualisierung so manchen Gast.